2. April 2007

das baby zahnt...

autos sind gebrauchsgegenstände, zumindest für den normalbürger. es gibt jedoch auch die sorte enthusiasten, die in ihrem fahrzeug mehr sehen als nur ein schnödes mittel zur fortbewegung. mit anderen worten: leute, die ihr auto verhätscheln, pampern und sich sorgen, wenn etwas nicht so ist, wie es ihrer meinung nach sein sollte. ich bin so einer von denen.

stolz wie oskar, habe ich also meine corvette spazieren gefahren, denn einfahren muß ja schließlich sein. die ersten 1.000 km nicht über 3.500 – 4.000 umdrehungen kommen, besser bei 3.000, bleiben war der rat des händlers. ich habe mich, so gut es ging, daran gehalten. nur in ganz wenigen momenten konnte ich es mir nicht verkneifen, den 404 PS starken motor ein klein wenig zu kitzeln, so daß ich für wenige sekunden knapp an die 4000 rpm heranreichte – nur des sounds wegen. In diesem moment verwandelt sich nämlich das leise hecheln und blubbern in ein infernalisches grollen, das das herz höher schlagen und die corvette einen gewaltigen satz nach vorne machen läßt. dafür sind corvetten ja schließlich da!

nebenbei habe ich angefangen, genauer auf das zu hören, was der motor akustisch an rückmeldungen so gibt während des fahrens. und dann ist es mir plötzlich aufgefallen: ein seltsames, ersticktes, gedämpft klingendes wattiges tackern. unruhe bemächtigte sich meiner. zwar stand mir nicht der schweiß auf der stirne, doch ins denken kam dieselbige dann schon ganz mächtig... gleich nachgelesen im forum, ob da andere corvettenbesitzer ähnliche phänomene beobachtet haben. „rasseln“ hieß da ein thread, zu dem verschiedene leute berichteten. hm... könnte das, was ich da vernahm, ein rasseln sein? am nächsten tag habe ich also nochmals genau hingehört – das geräusch war noch da. grummel...!

V8-neuling, der ich bin, habe ich natürlich keine ahnung, wie so ein motor sich im normalzustand anhört. doch die sorge trieb mich seitdem um: ist das geräusch normal, oder ist es das nicht? V8-motoren glänzen durch ihre laufruhe, habe ich mir sagen lassen. das rhythmische, wenn auch dezent-wattige tackern, das mit geschwindigkeit und drehzahl zunimmt, weckte jedoch unangenehme assoziationen an mein erstes auto, einen kadett C baujahr 78. bei meinem kadett hätte ich damals gesagt, das klingt so, als ob der motor nur auf drei pötten liefe (damals war es dann auch so). und bei meiner corvette?

doch es kam noch schlimmer. nach dem abstellen in der garage bin ich rund ums auto geschlichen, habe jede stelle intensiv inspiziert, und sehr zu meinem verdruß einen kleinen kratzer in der beifahrertür gefunden. ein kratzer! auf meiner corvette! unerhört! welcher blöde a.... hat sich da gegen die karosserie gelehnt und mit dem zipper seiner blöden jacke spuren hinterlassen? daß ich fast täglich neue fingerabdrücke auf dem lack finde, daran versuche ich mich gerade zu gewöhnen. an kratzer kann und will ich mich jedoch nicht gewöhnen!

entnervt habe ich meinen kumpel rainer angerufen. rainer, mein BMW-ratgeber in allen technikfragen, hochgradig erkältet, also hustend und mit dick belegter stimme, sagte nur den einen satz: „das baby zahnt.“ und ich war logischerweise immer noch nervös... doch rainer hatte recht – wie beim ersten kind reagiert man wahrscheinlich ein wenig über, da man sich mit der materie nicht auskennt und die sorge um das „liebe kleine“ die wildesten blüten treibt (und ich bin da weder in bezug auf kinder noch auf corvetten irgendwie bewandert!). in meinem falle war das geräusch übrigens normal, wie ich inzwischen von meiner werkstatt erfahren habe - es kommt nämlich von den hydraulikstößeln*. zumindest habe ich also noch gute ohren... ;-)


*gemeint sind die vom motoröl gespeisten ausgleichselemente, die das spiel zwischen nockengrundkreis und ventilschaft auf null ausgleichen (quelle: vieweg handbuch kraftfahrzeugtechnik, 2. auflage von 2001, vieweg-verlag)

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